Bordeaux Bashing – Nieder mit den Vorurteilen
Einige Weinkäufer kennen wahrscheinlich das Phänomen: Kaum kommt man auf das Thema Bordeaux-Weine zu sprechen, bekommt man Antworten, wie zum Beispiel:
- „ Das kann ich mir doch gar nicht leisten!“
- „Ich will den Wein trinken und nicht erst 10 Jahre anschauen!“
- „Für das Geld kriege ich von Wein XY eine ganze Kiste!“
Diese Aufzählung könnte man endlos weiter führen. Ich selbst habe eine ähnliche Erfahrung gemacht, während meines Auslandspraktikums 2004 in einem Vorort von Bordeaux. Ich hatte noch keinen blassen Schimmer, welchen Beruf ich einmal ergreifen möchte, und habe instinktiv die Weinbranche bei meiner Gastfamilie als Erstwahl angegeben. So kam ich 2 Wochen zu einem netten Weingut namens Domaine de Chevalier, Pessac-Léognan, Grand Cru Classé des Graves, von dessen Bekanntheit und Prestige ich nicht den Hauch einer Ahnung hatte. Am Ende des Praktikums wollte ich gerne als Souvenir für die Familie einige Flaschen mit nach Hause nehmen. Zunächst fragte ich nach einigen Kisten, nach Studium der Preisliste wurden es lediglich 3 Flaschen zu knapp 100 € insgesamt.
Bordeaux-Weine als Luxusgut und Statussymbol
Ich möchte die Tatsache, dass Bordeaux Weine teuer sind und teilweise als Status-Symbole und Spekulationsobjekte fungieren gar nicht widerlegen. Allerdings wird in der öffentlichen Wahrnehmung und der Fachpresse in den Zielmärkten diese Tatsache als allgemein gültig dargestellt. Viele kleinere und unbekanntere Betriebe, häufig familiär geführt, bieten gleichwohl Weine zu tollen Preis-Leistungs-Verhältnissen an. Eine gewisse Gier und Arroganz der klassifizierten Weingüter führte jedoch zu Verfehlungen in der Preisgestaltung. Während andere bedeutende Weinexportländer mit hochqualitativen Weinanbaugebieten, wie Spanien oder Italien, auf einen Rückgang der konsumierten Weinmenge mit moderaten Preisnachlässen reagierten, setzten in Frankreich und insbesondere in Bordeaux viele international beachtete Betriebe auf ein gleichbleibendes oder steigendes Preisniveau bei künstlicher Verknappung des Angebotes. Wichtigstes Argument ist hierbei immer die Stärkung des Markenimages als Luxusgut gewesen. Ab einem gewissen Punkt war der Bogen jedoch überspannt und viele Experten, Sammler, Investoren und Konsumenten, sowie die Fachpresse wendeten sich anderen Weinregionen zu und verurteilten das schlechte Preis-Leistungs-Verhältnis von französischen Weinen und Bordeaux-Weinen im Besonderen.
Bordeaux-Bashing als Folge der Ignoranz von Marktsignalen
Andere Weinregionen wie das Piemont, Rioja, Toskana, Priorat oder Ribera del Duero, sowie Weine aus Übersee profitierten also trotz niedrigeren Preisen und sinkendem Konsum von erhöhtem Kundenpotential. Als der Weinkonsum der Weltbevölkerung und die Nachfrage, vor allem für Qualitätsweine, sich wieder erholten, konnten andere Weinregionen progressiv die Preise wieder erhöhen. Bordeaux hingegen hatte seinen guten Ruf und einen beträchtlichen Kundenstamm leichtfertig aufs Spiel gesetzt. Leidtragende sind vor allem kleinere und mittlere Betriebe, die bodenständige Weine zu moderaten Preisen anbieten und den Vertrieb hauptsächlich direkt und ohne Zwischenhändler abwickeln. Hier werden in Bordeaux alle Weinbetriebe von der Presse, Weinkritikern und der öffentlichen Wahrnehmung in einen Sack gesteckt und sprichwörtlich auf alle eingeprügelt. (Daher der Begriff „Bordeaux-Bashing“)
Alternative Weinregionen laufen Bordeaux den Rang ab
Auch in Deutschland macht sich das Bordeaux-Bashing meiner Meinung nach bemerkbar. Natürlich gibt es auch weiterhin Bordeaux-Weine zu kaufen und natürlich gibt es auch weiterhin Sammler von Grand Cru klassifizierten Weinen. Allerdings gibt es mehrere Indizien, dass französische Weine zwar immer noch als qualitativ und prestigeträchtig angesehen werden, aber nicht mehr die erste Wahl beim (W-)Einkauf sind. Bei einer Weinmesse für Endkunden in München, an der ich für mein ehemaliges Unternehmen teilnahm, waren beispielsweise vier Anbieter von französischen Weinen anwesend, der Rest eine Menge Spanier und die Mehrheit italienische Anbieter.
Kleinere und mittlere Weinbetriebe mit tollen Weinen im Schatten der hochpreisigen Grands Crus
Das Bordeaux-Bashing tut allerdings den französischen Weinen Unrecht. Eine derartige Verallgemeinerung entspricht nicht der Realität, zumal sich seit einigen Jahren viele kleinere und mittlere Betriebe auch neuen Tendenzen, wie zum Beispiel biologischer Weinbau, immer mehr öffnen. Viele Weingüter schaffen den Spagat zwischen Tradition, neuen Tendenzen im Weinbau, einer angemessenen Preispolitik, Rentabilität unter Berücksichtigung der Anforderungen und Wünsche der Weinkonsumenten. Aber in jeder Weinregion gibt es natürlich gute und auch schlechte Winzer, die die Marktsignale konsequent ignorieren.
Mit Wein ist Freude möchten wir mit dem allgemeinen Image aufräumen, dass Bordeaux-Weine überteuert sind, sondern dass es eine Menge international unbekannter Weine mit Top-Preis-Leistungs-Verhältnis gibt. Es gibt außerdem eine Menge Weine auch für Einsteiger, die nicht mehr dem üblichen Aromaprofil eines Bordeaux entsprechen. Die Produktpalette und verschiedene Stile entwickeln sich, sodass Bordeaux-Weine auch für Nicht-Experten zugänglich werden. Entdecken Sie beispielsweise unseren Bordeaux Supérieur Château La Guillaumette Tradition 2015 für nur 6,50 € / Flasche. Hier geht es direkt zum Wein: https://www.weinistfreude.de/produkt/chateau-la-guillaumette-tradition-2015-bordeaux-superieur-2/
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